Muttental – Auf den Spuren des Ruhrbergbaus. Herzlich willkommen im Muttental. Hier, wo der Ruhrbergbau seine Anfänge hat, finden wir Wiesen, Bäche, Wälder, Hügel und jede Menge Relikte und Zeugnisse des Kohlebergbaus. Die heutige Wanderung auf einem einzigartigen bergbaugeschichtlichen Wanderweg durch das Muttental bei Witten, bringt uns die Ruhrbergbaugeschichte nah. Die abwechslungsreiche Strecke ist neun Kilometer lang und wird durch den Wegweiser M3 ausgeschildert. Auf der Wanderung finden wir immer wieder erhaltene oder restaurierte Stollenmundlöcher, das Bethaus der Bergleute sowie die Zeche Nachtigall. Neben der Bergbaugeschichte kommt die Natur mit ihrer malerischen Landschaft nicht zu kurz. Wir starten unsere Wandertour auf dem Parkplatz Nachtigallstrasse direkt an der Haltestelle der Museumsbahn. An jedem ersten Sonntag, von April bis September, besteht die Möglichkeit von der Haltestelle aus, mit der Museumsbahn über das Gruben- und Feldbahnmuseum bis zur Zeche Nachtigall zu fahren. Nach einem Abstecher zum Haltepunkt der Museumsbahn geht es rechts auf die Straße in Richtung des Gruben- und Feldbahnmuseums. Das Museum öffnet ebenfalls an jedem ersten Sonntag im Monat und kann kostenlos besichtigt werden. Die Fahrzeugsammlung besteht aus Diesel-, Elektro-, Personen- und Förderwagen aus dem Bergbau. Mittlerweile besteht die Sammlung aus 90 Lokomotiven und ca. 200 Waggons. Nach einer kurzen, interessanten Besichtigung der alten Gebäude, Fahrzeuge und Maschinen, geht es immer weiter den Schienen entlang bis zur Haltestelle Zeche Nachtigall. Am Naturgarten überqueren wir die Schienen und gehen ein paar Meter durch den Wald, bis wir wieder auf die Nachtigallstraße gelangen. Diese folgen wir nach links und nach ein paar Meter sehen wir die Gebäude der Zeche Nachtigall, deren Ursprung bis ins Jahr 1714 zurückreicht. |
Die Wiege des Ruhrbergbaus Die Zeche Nachtigall, ein sehenswertes Museum mit einem eigenem Besucherstollen, zeigt die Wiege des Ruhrbergbaus. Durch dunkle Stollen und Gänge gelangen wir zu einem echten Steinkohleflöz und lernen die Arbeit unter Tage kennen. In der Museumsgastronomie „Auf Nachtigall“ stärken wir uns mit einem leckeren Kaffee und wandern auf der Muttentalstraße an alten Gebäuden vorbei, weiter zum Steinbruch Dünkelberg. Hinter der Siedlung und einer scharfen Linkskurve finden wir links unscheinbar den Steinbruch, welcher von der Ziegelei Dünkelberg betrieben wurde. Der vorhandene Stollen kann bei einer Führung der Zeche Nachtigall erkundet werden. Nach der Besichtigung geht es weiter auf unserem Bergbaurundweg mit seiner Markierung M 3. Bereits nach ein paar Meter verlässt der Weg den Asphalt und zweigt nach rechts in den Wald hinein. Hier bleiben wir die nächsten Kilometer auf dem Weg und finden Relikte aus dem Bergbau, wie dem Nachkriegsstollen. Einen Stollen, der vermutlich nie registriert war und somit keinem Namen zugeordnet werden konnte. Vor dem Stollenmundloch finden wir die Schienen einer Verladerampe, von der die Kohle für den Weitertransport verladen werden konnte. Einige Meter weiter, etwas versteckt und ohne Hinweisschild ist im Felsen links vom Weg im Gestein das Bildnis des Präsidenten des Deutschen Reiches Paul von Hindenburg zu erkennen. Geschichte und Natur Weiter auf dem Weg geht es in Richtung Ruine Hardenstein. Vorher machen wir noch einen kurzen Halt am Vereinigungsstollen, der noch heute rostbraunes, stark eisenhaltiges Wasser aus seinem unterirdischen Einzugsbereich führt. Wir verlassen den Stollen und sehen aus der Ferne schon die Reste der Burgruine Hardenstein, ein weiterer Höhepunkt auf unserer Wanderung. Zwischen 1345 und 1354 wurde zunächst das Turmhaus errichtet. In einer weiteren Bauphase um 1430/40 wurde Hardenstein um zwei Rundtürme erweitert. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Burg mehrfach umgebaut, bevor im 18. Jahrhundert der Verfall begann, nachdem der Sitz nicht mehr bewohnt war. Seit 1974 bewahren die Burgfreunde Hardenstein e.V. die Ruine vor dem Verfall. Mit einem Blick auf die Ruhr genießen wir die Rast auf den Mauerresten und genießen die Sonnenstrahlen. Durch das obere Tor der Burgruine folgen wir unserem Weg weiter bergauf. Hier erreichen wir die Pingen, durch den oberflächennahen Abbau der Kohle entstandenen, muldenartigen Vertiefungen. Ebenfalls sieht man links den tiefen Wegeinschnitt, der durch die Karrenschieber mit ihren Schubkarren entstandist , die die Kohle zum Ruhrufer transportierten. Immer parallel zum Bach geht es weiter bis zur Zeche Orion, welche 1954, nach dem die Kohlenvorräte abgebaut und bei einem Hochwasser voll gelaufen waren, stillgelegt wurde. Spannende Einblicke in den Bergbau An der nächsten Wegkreuzung zweigen wir scharf nach links auf unseren Wanderweg M3 ab. Dieser sehr schöne, aber wurzelige und steinige Hohlweg bringt uns weiter bergauf. Wir genießen den Pfad, der uns am Ende nach rechts auf einen asphaltierten Weg führt. Vorbei an einer Pferdekoppel geht es bis zur Berghauser Straße. Wir folgen der Straße nach rechts bis zur Gaststätte „Zur alten Tür“. Hier geht es nach links zum ehemaligen Göpelschacht Wilhelm. Der Schacht wurde zunächst als Frischluftzufuhr genutzt, bevor er später ebenfalls zur Kohleförderung genutzt wurde. Die abgebaute Kohle transportieren die Fuhrleute bis ins Tal der Wupper. Nachdem wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, geht es leicht bergab weiter zurück in die Natur mit seinen Wäldern und Wiesen. Schon erreichen wir ein weiteres Highlight auf der historischen Wanderung: den Göpelschacht Moses. Dieser war von 1840 bis 1847 in Betrieb und rund 100 m tief. Das rekonstruierte Haus zeigt eine weitere Fördertechnik, die im Ruhrbergbau eingesetzt wurde. Durch ein Pferd, welches an einem Querbalken angespannt war, bewegte sich das Förderseil über eine Seiltrommel in die Tiefe. Somit konnten die Arbeiter das Grubenwasser oder die Kohle nach oben befördern. Weiter wandern wir auf dem Schotterweg und lassen den Abzweig nach links liegen. Einige Meter weiter, bei der Darstellung des Flözaufschluss, vermittelt der Stollenausbau einen Eindruck vom Arbeitsplatz eines Bergmanns unter Tage. Teilweise war die Kohlegewinnung noch reine Handarbeit. Wer die Wanderroute um 1,3 km abkürzen möchte, hat hier die Möglichkeit den Weg geradeaus zu gehen.Wir aber wandern weiter auf dem rechten Weg Richtung Parkplatz. Immer wieder haben wir auf der linken und rechten Seite sehr schöne Ausblicke auf die Wälder der näheren Umgebung. Wir verlassen am Parkplatz die Straße und folgen dem schmalen Weg nach links bergab zum Schacht der Kleinzeche Renate. Seit 1950 gab es diesen 60 Meter tiefen Schacht und auch hier förderte man die Kohle über diesen Schacht bis ins Jahr 1955 zutage. Original erhalten ist der betonierte Rand des alten Schachtes mit seiner Eisenleiter. Weiter folgen wir dem Wegweiser M3 und biegen hinter dem Muttenbach links in das Tal des Muttenbaches, welches uns die nächsten 1,5 km begleitet. Auf der Wiese befindet sich die Abraumhalde vom Schacht Juno. Der Wiesengrund wurde damals mit dessen Erde bedeckt. Der damalige 20 Meter tiefe Schacht wurde 1856 bis auf 41 Meter erweitert und von einer Handhaspel auf eine Pferdegöpel umgestellt. 1884 wurde die Arbeit im Betrieb Schacht Juno eingestellt. Hier im Muttentalbach bleiben wir immer wieder stehen und genießen den Anblick des Tals mit seinem Bach, seinen Wiesen und seinen Wäldern. Vorbei an weiteren Relikten der Bergbauzeit wie der Stollen Fortuna, den Hinweisen auf die Muttentalbahn sowie der Verladestation der Zeche Jupiter, folgen wir immer weiter der Straße in Richtung Bethaus der Bergleute. Bei der Muttentalbahn handelte es sich um eine 6 Kilometer lange Strecke, die von mehreren Zechenbesitzer im Jahr 1829 erbaut wurde. Der Verlauf der Schienen orientierte sich an dem Verlauf des Baches und die eingesetzten Wagen wurden von Pferden gezogen. Ein paar Meter weiter können wir die ehemalige Verladeanlage der Zeche Jupiter besichtigen. Die Zeche förderte 1934 bis 1955 an mehreren Stellen Kohle. Ein Kreiselkipper ermöglichte es, den Wagen mit der Kohle zu drehen, um diese auf die Ladefläche eines LKW zu befördern. Als nächstes wandern wir zu einer nachgebauten Haspelanlage. Hier mussten die Haspelknechte über große Kurbeln die Fördergefäße zutage ziehen. Diese hatten ein Gewicht von rund 120 kg. Fast gegenüber befand sich die ehemalige Zeche Hermann, welche 1928 eingestellt wurde. Bis dahin erzielte die Zeche 1910 mit 60 Tonnen pro Tag die höchste Jahresförderung. Wir ziehen auf der Straße weiter und finden mit dem Zechenhaus Herberholz eines der nächsten Highlights auf dieser Wanderung. Hier betreibt der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten das Zechenhaus. Neben einer kleinen Gastronomie in den Sommermonaten finden wir eine Ausstellung mit Sammelstücken und Abbildungen des historischen Bergbaus. Die Außenausstellung ist ganzjährig frei zugänglich. Leider haben das Hochwasser und ein Feuer die Gebäude und das Gelände etwas verwüstet. Wir ziehen auf der Straße weiter und lassen die Abzweige rechts und links liegen. Bald schon erreichen wir das ehemalige Bethaus der Bergleute und genießen im Biergarten eine Stärkung für die letzten Kilometer mit einem etwas längeren Anstieg. Das 1830 erbaute Bethaus besaß im Untergeschoss eine Schmiede, in der das Werkzeug der Bergleute geschärft und gehärtet werden konnte. Im Obergeschoss war der Versammlungsraum, wo sich die Arbeiter zum Morgengebet trafen und wo weitere Informationen ausgetauscht wurden. Heute befindet sich in dem Gebäude unter anderem eine Ausstellung des Westfälischen Industriemuseums. Die dazugehörige Gastronomie bietet kalte und warme Getränke sowie Kuchen und Waffeln bzw. auserlesene Speisen an. Bei km 7,2 nehmen wir den Abzweig nach rechts der uns leicht bergauf bis zum Schloß Steinhausen bringt. Unterwegs genießen wir die Sonne und den Ausblick auf die Felder und Wiesen rund um das Schloss Steinhausen. Die erste Erwähnung von einer Burg Steinhausen stammt aus dem Jahr 1297. 1434 wurde die Anlage zerstört und fast 100 Jahre später wurde der Neubau des Guts belegt. Heute wird das Herrenhaus gastronomisch und der Stall als Atelier genutzt. Am Schloss und am angrenzenden Parkplatz vorbei laufen wir auf der Straße Richtung Parkplatz, den wir nach kurzer Zeit auch erreichen. Eine sehr schöne Tour durch das Muttental mit vielen Sehenswürdigkeiten und Industriedenkmäler des Bergbaus geht hier zu Ende. |