Unterwegs mit dem Bergesche Jong - Auf den Spuren der Schwarzpulverherstellung Heute nehme ich Sie mit auf den Spuren der Schwarzpulverindustrie. Kaum jemand kommt auf den Gedanken, das hier im Helenenthal in der Ortschaft Odenthal, bis zum Jahr 1919 die Schwarzpulverindustrie ansässig war. Die Fabriken nutzten die Wasserkraft, um in den Pulvermühlen das Schwarzpulver zu produzieren. Wir starten unsere Wanderung am „Wanderparkplatz Schöllerhof“ in der Nähe des Altenberger Doms. Da der Parkplatz am Wochenende stark frequentiert ist, sollten Sie rechtzeitig starten. Die Wanderung ist durchgängig mit dem Wegzeichen „P“ markiert, mit dem früher die Pulvertransporte gekennzeichnet waren. Vom Parkplatz geht es direkt am Haus Schöllerhof 1 vorbei, das ab 1880 als Verwaltungs- und Versandstelle der Pulverfabriken diente. Hier wurde das Schwarzpulver umgeladen und mit speziellen Transportwagen verschickt. Wir folgen der asphaltierten Straße bis zur Dhünnbrücke, die wir überqueren. An der Weggabelung nehmen wir den linken Weg und finden hier einen alten Ziegelstein Torbogen. Das war der ehemalige Zugang zum Helenental bzw. zum ehemaligen Besitz des Hauses Haniel. Direkt rechts vom Torbogen sehen wir ein Fachwerkhaus, welches dem Pulvermacher Borsbach als Wohnhaus diente. Das Haus liegt etwas abseits hinter einem Felsvorsprung. Schon kleine Funken konnten die Pulverreste entzünden und die komplette Anlage zerstören. Deshalb wurden früher die Wohn- und Verwaltungsgebäude von den Produktionsstätten getrennt. |
Gute Beobachtungsgabe Wir gehen den Weg bis ins Tal hinunter und finden immer wieder rechts und links verschiedene Bodendenkmäler wie die Gräben, Schutzwalle und ehemalige Pulverbunker. Die Kiesbänke und Steilkanten der Dhünn sind der ideale Raum für viele Pflanzen und Tiere. Immer parallel zum Fluss, folgen wir weiter der Route bis zum alten Forsthaus Aue. Leicht versteckt hinter einer Hecke passieren wir das Anwesen auf dem rechten Forstweg und finden hier links die Fundamente einer ehemaligen Pulvermühle. Man muss schon genau hinschauen, um die Reste zu finden. Umgestürzte Bäume, Moos und Sträucher überdecken teilweise diese Zeitzeugen. Nun geht es durch das Naturschutzgebiet in Richtung Maria in der Aue. Unterwegs laden immer wieder Bänke zu einer Rast ein, um die Natur und die Ruhe zu genießen. An der Schutzhütte überqueren wir die Dhünn und sehen auf dem Hügel die breite Front der Villa „Haus Maria in der Aue“ – das ehemalige Haus Haniel, ein Jagdschloss der Industriefamilie Haniel. Direkt hinter der Brücke zweigen wir nach rechts ab. Nach ein paar Meter finden wir auf der linken Seite das „Brunnenhaus“, eine gute Gelegenheit um im angrenzenden Café eine Pause einzulegen. In der Backstube wird auf Regionalität und Nachhaltigkeit gesetzt. Erhältlich sind hausgemachte Kuchen, auch mit veganen und glutenfreien Optionen, unter Verwendung von Biozutaten. Besonders erwähnenswert ist auch die Qualität des Kaffees, der aus einer kleinen Kölner Rösterei kommt. Nach der Stärkung geht es auf dem Pfad weiter flussaufwärts entlang der Dhünn. Der wunderschöne Wanderweg führt uns direkt am Bach vorbei. An der nächsten Kreuzung lädt eine Bank mit Tisch zu einer Rast ein. Wir laufen aber weiter geradeaus und durchqueren ein Steintor, das ein weiteret ehemaliger Zugang zum Helenenthal war. Anschließend passieren wir eine kleine Brücke über den Bach Linnefe, nach der sich das Tal weitet und wir den letzten Abzweig vor der Staumauer erreichen. Immer wieder Zeitreisen Bevor wir hier nach rechts abzweigen, um den Wanderweg der Schwarzpulverroute weiter zu folgen, begeben wir uns auf eine weitere Zeitreise. Ein Stück weiter geradeaus finden wir das ehemalige Anwesen und die Produktionsstätte der Pulvermühle von Konrad Loosen. Heute beherbergt dies das Forstbetriebsgebäude des Wupperverbandes. Von der ehemaligen Produktionsstätte haben wir die Möglichkeit, den Weg zurückzugehen oder die Tour über die Staumauer der Großen Dhünn um zwei Kilometer zu verlängern. Ein Abstecher zum Staudamm der Talsperre ist ein Muss, trotz des Anstiegs bis zu 14%. Verlängerung: Wir folgen dem asphaltieren Weg über die Serpentinen mit ordentlicher Steigung bis kurz vor die Ortschaft Lindscheid. Vor den ersten Häusern gehen wir rechts durch das Tor in Richtung Betriebshof des Wupperverbandes und anschließend bis zur Staumauer. Hier haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Große Dhünn Talsperre sowie ins Dhünn- und Linneffetal. Nun gehen wir über die Staumauer und folgen dem darüber verlaufenden Wanderweg. Hier geht es am Ende kurz links und direkt rechts leicht bergauf. Wir bleiben auf diesem Weg, dem Wegzeichen unverDHÜNNt1 Wasserroute zu folgen. Es ist das weiße Rechteck auf schwarzen Grund. Wir lassen die Abzweige rechts und links liegen. Am Ende des Weges, in Richtung Bömericher Bach kommen wir wieder auf den ursprünglichen Pfad der Schwarzpulverroute zurück.. Hauptweg: Vom heutigen Forstbetrieb bzw. von der ehemaligen Produktionsstätte Loosen aus, gehen wir ins liebliche Dhünntal zurück bis zur nächsten Abzweigung und folgen der Schwarzpulverroute nach links. Unterhalb der Staumauer der Großen Dhünn Talsperre steigt der Weg zum Bömericher Bach leicht an. Nun sind wir wieder gemeinsam auf dem Weg nach Groß Grimberg, unabhänging ob man die kürzere oder längere Wegstrecke gewählt hat. Der Anstieg mit teilweise acht Prozent Steigung endet an der Ortschaft Hüttchen. Die Grillhütte lassen wir links liegen und folgen der Straße nach rechts. Auf den nächsten Kilometern bietet sich ein weites Panorama über die typischen Wiesen und Wälder des Bergischen Landes. Herrliche Ausblicke bei schönem Wetter sind uns gewiss. Am „Eierbüdchen“ in Groß Grimberg folgen wir dem ausgeschilderten Weg nach rechts in Richtung Schutzhütte. Dort angekommen haben wir zum letzten Mal die Möglichkeit, eine Pause einzulegen und kurz durchzuschnaufen. Wir bleiben nach der Pause weiterhin auf dem Hauptweg und folgen der Beschilderung „P“ Richtung Aue. Nach 1,3 km erreichen wir wieder das Haus des Pulverfabrikanten Borsbach, das wir bereits auf dem Hinweg passiert haben. Weiter geht es auf bekannten Pfaden entlang der Dhünn zurück zum Schöllerhof. Eine wunderbare Wanderung geht zu Ende, mit vielen Eindrücken und spannenden Entdeckungen. Schwarzpulverindustrie Im Jahr 1868 gründete Georg Borsbach die Pulverfabrik Aue, welche 1873 in die Rheinisch Westfälischen Pulverfabriken eingebracht wurden. Damals gab es fünf Pulvermühlen im Tal. Um das Jahr 1900 gab es die Zusammenlegung der Fabriken von Aue und Helenenthal. Die Produktion, mit einem jährliches Volumen von ca. 120 Tonnen, musste nach dem Ersten Weltkrieg eingestellt werden. Das war das Ende der Schwarzpulverproduktion im Helenenthal. Haus Maria in der Aue – Das ehemalige Schloss Haniel wurde 1927/1928 als Jagd- und Gästehaus vom Großindustriellen Karl Haniel gebaut. Es“ beherbergte neben einer Bibliothek, eine Kegelbahn sowie ein Schwimmbad. Vor dem zweiten Weltkrieg flüchtete die Familie ins Ausland. Während des Krieges wurde es als Nebenstelle der Ordensburg Vogelsang für Seminare für Erzieherinnen genutzt, danach als Kindererholungsheim und für Familien-Ferien-Freizeiten. Anfang der 70er Jahre brannte das Gebäude zu weiten Teile ab und wurde nach dem Umbau als Familien und Seminarhotel weitergeführt. Heute beherbergt das Haus ein Gesundheitscamp für adipöse Kinder. Die Dhünn - Die Dhünn ist mit einer Länge von fast 40 Kilometern einer der längsten Nebenflüsse der Wupper. Sie entspringt in der Hofschaft Ritzenhaufe bei Wipperfürth. Unterwegs mündet sie in die Vorsperre der Dhünn und tritt in der Ortschaft Lindscheid, unterhalb des Staudamms, wieder in Erscheinung. In Leverkusen fließt die Dhünn in die Wupper. Große Dhünn Talsperre - Die Große Dhünn-Talsperre wurde 1975 bis 1985 erbaut und seit 1987 in Betrieb. Durch einen Stauinhalt von rund 81 Millionen Kubikmetet zählt sie somit zu den größten Trinkwassertalsperren in Deutschland. Aufgrund der großen Dhünn Talsperre ist die Trinkwasserversorgung im Bergischen Land sichergestellt. Führungen Wer mehr über die Geschichte der Pulvermühlen erfahren möchte, kann an einer Führung des Vereins Landschaft und Geschichte e.V. teilnehmen. www.lugev.de/exkursionen "Das schwarze Gold der Dhünn": Die Führung von Land und Geschichte e.V. findet mit Randolf Link statt. Die Wanderung Der Hauptweg ist 9,13 Kilometer lang, mit Verlängerung rund 11 Kilometer. Anfahrt Wanderparkplatz: Schöllerhof 1, 51519 Odenthal mit Staumauer - www.komoot.de/tour/720769251 Wanderkarte „Das Bergische“ Bergisches Land 1:25.000 Karte 2: Nordwesten Preis: EUR 8,90 Einkehrmöglichkeiten: Brunnenhaus - In der Aue 2 - 42929 Wermelskirchen - Tel. +491704886282 Für größere Gruppen (ab 10 Personen) wird um eine Reservierung gebeten. Freitag - Sonntag: 11:00 bis 18:00 Uhr |