Auf den Spuren der Wildkatze - Wildnis Trail Eifel - 4 Etappen = 88 km Der Nationalpark Eifel wurde 2004 als Entwicklungsnationalpark gegründet und spätestens 2034 soll dort auf über 75 Prozent der Fläche „Prozessschutz“ gelten. Das bedeutet das Nicht-Eingreifen in die natürlichen Prozesse von Ökosystemen. Unter dem Motto „Natur Natur sein lassen“, kann sich diese hier frei entfalten. Die Nationalparkverwaltung unterstützt die Entwicklung naturnaher Wälder in den Bereichen, in denen keine heimischen Laubbäume, wie beispielsweise die Buche, wachsen. Dort, wo Bäume absterben, entsteht die nächste Waldgeneration. Auf einer Fläche von fast 11.000 Hektar, lässt sich der Nationalpark Eifel auf rund 240 Kilometern Wegen erkunden. Neben den Wanderwegen gibt es 110 Kilometer Radwege und 65 Kilometer Reitspuren. Hier leben mehr als 10.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten, davon 2.200 gefährdete Arten. Die Flüsse Rur und Urft fließen hindurch. Quer durch – mittendrin: der Wildnis Trail Wir wandern im Zeichen der Wildkatze, die nachtaktiv ist und sich meistens im Wald versteckt. Sie gehört zu den seltenen Tierarten, die hier ihr Refugium gefunden haben. Als Piktogramm, begleitet die Wildkatze die Wanderer auf dem Wildnis-Trail. Trotz der guten Beschilderung empfiehlt es sich, gute Wanderkarten mitzunehmen oder die gpx-Daten herunterzuladen. An den Nationalparktoren erhalten Wanderer einen Stempelpass und am Ziel gibt es für jeden eine Urkunde. Auf insgesamt 88 Kilometern gilt es, je nach Jahreszeit, die Vielfalt des Nationalparks zu entdecken; rauschende Bäche, tiefe Wälder, duftende Blumenwiesen, weite Panoramablicke und noch viel mehr. Abenteuer und Auszeit Wer die viertägige Wandertour über den Wildnis-Trail plant, kann ein Arrangement buchen, das drei Übernachtungen mit Frühstück beinhaltet sowie viele andere Details für Planung und Umsetzung. Zum Paket gehören auch Wanderkarten, und das Wanderbuch „Der Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel“. Die Strecke von Höfen, in der Nähe von Monschau, bis nach Zerkall im Hürtgenwald, ist anspruchsvoll und verlangt den Wanderern einiges ab. Wer aber ausreichend Kondition hat, wird viele besondere Erlebnisse in der Natur als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Wer jetzt sagt, das kann ich nicht, das ist zu viel für mich, sollte dennoch weiterlesen, denn selbstverständlich gibt es die Möglichkeit einzelne Wanderungen zu machen, ganz nach den eigenen Möglichkeiten ausgerichtet. Außerdem bieten kleine Städte in der Region, Seen und Talsperren sowie einige Ausstellungen rund um das Thema Natur, auch für „Nichtwanderer“ ausreichend Attraktionen und Wege, um den Nationalpark Eifel. Erste Etappe: Von Höfen nach Einruhr Unter dem Motto „LEBE DIE WILDNIS“ starten wir unsere erste Etappe in Monschau-Höfen und sie ist auch gleich die anspruchsvollste von allen vier Etappen. Auf uns kommen 24,7 Kilometer zu sowie 1.226 Höhenmeter im stetigen bergauf und bergab. Etwa sieben Stunden sollen wir für die Etappe einplanen. Vom Nationalpark-Tor Höfen geht es auf einem schmalen Pfad über einen typischen Feldweg, gesäumt von Hecken, direkt bergab in das Perlenbachtal. Der Wildnis-Trail führt uns auf dem Uferrandweg entlang der Perlenbachtalsperre in das Naturschutzgebiet Perlenbach-Fuhrtsbachtal. Fichtenwälder säumen den Perlenbach und schon bald begeistern die Narzissenwiesen im Furhtsbachtal. Diese Blütenpracht ist jedes Jahr im April zu sehen. Über den Wiesen ziehen der Rote Milan und die Kolkraben ihre Runden. Schon bald verlassen wir das Naturschutzgebiet und kommen in den Nationalpark Eifel, der in einem Teilstück entlang der Belgischen Grenze führt. Tatsächlich hören wir Geschützevom Belgischen Truppenübungsplatz her. Etwa nach einem Viertel der Strecke haben wir in Wahlerscheid den höchsten Punkt des Wildnis-Trails mit 632 Meter über NN erreicht. Parallel zum Wüstebach durchwandern wir das oft märchenhaft anmutende Tal der Erkensruhr. Dem Wildnis-Trail weiter folgend, umrunden wir den ehemaligen Schieferabbau des Ortes Leykaul. Von hier treffen wir auf den „Schöpfungspfad“, der Zitate aus der Bibel und Weltliteratur bietet. Es geht weiter bergauf, doch die Weitblicke in die Umgebung entschädigen uns für die Mühe. Doch rasten müssen wir zwischendurch auch. Danach geht es bergab in Richtung Rubelsberg, wo wir die Reste des ehemaligen Schieferabbaus finden, die Heimat der Fledermäuse im Nationalpark Eifel. Hier im Tal bei Hirschrott haben wir die Möglichkeit den Weg etwas abzukürzen und ein paar Höhenmeter zu sparen. Wir folgen aber dem herausfordernden Anstieg mit Blick ins Tal. Wir erreichen Erkensruhr und am Ortsende haben wir wieder die Möglichkeit die leichte oder schwere Variante zu nehmen. Nach anderthalb Kilometern finden beide Wege wieder zueinander. Von hier ist es nicht mehr weit und mit einem fantastischen Ausblick über den Obersee der Urfttalsperre erreichen wir das heutige Tagesziel in Einruhr. Zweite Etappe: Von Einruhr nach Gemünd Die zweite Etappe startet am Nationalpark-Tor von Einruhr, dem Heilsteinhaus. Hier befindet sich die Heilsteinquelle, deren Wasser direkt aus dem Brunnen getrunken werden kann. Nachweislich wurde die Quelle bereits zur Römerzeit genutzt. Heute erwarten uns rund 20,5 Kilometer und etwa 1.047 Höhenmeter. Wir werden ungefähr fünfeinhalb Stunden unterwegs sein. Zunächst gehen wir bergab und erreichen den historischen Ortskern von Einruhr. Am Ortsende entscheiden wir uns wieder einmal für die schwierigere Variante mit einigen Höhenmetern und sehr schönen Pfaden. Wir durchwandern typische Eichenwälder mit Aussichten auf den Obersee der Urfttalsperre. Nach einigen Kilometern treffen wir auf die Uferstraße, auf der immer wieder Biberspuren zu finden sind. Gleichzeitig befindet sich hier der Zugang zum ehemaligen Truppenübungsplatz. Die Urfttalsperre lag viele Jahre in dem Gebiet des gesperrten Truppenübungsplatzes Vogelsang und wurde dort vollständig eingegliedert. Teilweise abseits, teilweise direkt am Ufer entlang, mit herrlichen Ausblicken auf die Urfttalsperre, geht der Trail weiter durch ein Waldstück. Um zur Urftstaumauer zu kommen, müssen wir noch einmal ein steiles Stück bergauf wandern. Der Abstecher zur Mauer lohnt sich mit herrlichen Ausblicken in die Umgebung. Die Urftstaumauer wurde 1905 erbaut und war damals die höchste Talsperre Europas. Weiter geht es steil bergauf, wo es weitere Aussichtspunkte über die Urftmauer und den Urftsee gibt. Nach dem Erreichen der Dreiborner Hochfläche sehen wir in der Ferne bereits die ehemalige NS Ordensburg Vogelsang. Dem Wildnis-Trail folgend, führt uns dieser in das ehemalige Dorf Wollseifen. Das Dorf, inmitten der Dreiborner Hochfläche, wurde durch die Militärverwaltung 1946 zwangsgeräumt. Die dort lebenden Familien mussten innerhalb kurzer Zeit ihre Heimat verlassen. Nach dem Krieg richtete die britische Armee dort einen Truppenübungsplatz ein, welcher 1950 von den Belgiern übernommen wurde. Durch militärische Übungen wurde fast das gesamte Dorf zerstört. Heute sind von Wollseifen nur die Kirche, eine Kapelle, ein Trafohäuschen sowie die Schule zu sehen. Etwa 500 Meter hinter dem einstigen Dorf, kommen wir zu den Ruinen des geplanten Dorfes Vogelsang. Es sollte den Familien der Mitarbeiter der Ordensburg zur Verfügung stehen. Durch den Zweiten Weltkrieg kam es aber zum Baustopp des Dorfes. Über das weite Grasland der sehr schönen Dreiborner Hochfläche wandern wir weiter in Richtung der Ordensburg Vogelsang. Sie wurde von 1934 bis 1941 für den Führungsnachwuchs der NSDAP errichtet. Der Schulbetrieb begann 1936. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde die Schule eingestellt und die Männer zogen in den Krieg. Auf rund 100 Hektar Fläche ist sie eines der größten Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Aus der ehemaligen NS-Ordensburg ist eine internationale Begegnungs- und Bildungsstätte entstanden. Hier finden heute verschiedene Ausstellungen zu der Historie des Ortes sowie eine Erlebnisausstellung „Wildnis(t) räume“ des Nationalpark-Zentrums Eifel statt. Nach einem kurzen Stopp auf der Ordensburg geht es bergab in Richttung Morsbach und dann in das Tal der Urft. Auf dem Weg kommen wir nach kurzer Zeit an den Aussichtspunkt Kickley, der einen eindrucksvollen Ausblick auf das Tal der Urft freigibt. Der Trail leitet uns nun am Südufer der Urfttalsperre und dem Ortsrand von Gemünd entlang zum zweiten Etappenziel, dem Nationalpark-Tor. Dritte Etappe: Von Gemünd nach Heimbach Mittlerweile sind wir gut im „Training“ und diesmal werden wir eine Etappe mit 22,4 Kilometern hinter uns bringen sowie mit 974 Höhenmetern. In sechs Stunden kommen wir voraussichtlich in Heimbach an. In Gemünd, dem Start der dritten Etappe, geht es vom Nationalpark-Tor über eine kleine Brücke zum Ortsrand von Gemünd-Malsbenden. Wir bleiben auf dem Urftseerandweg, wo wir erneut die Grenze zum Nationalpark Eifel überschreiten. Nach ein paar Kilometer kommen wir in das Tal des großen Böttenbaches, wo wir den Abzweig Richtung Wolfgarten nehmen. Der Anstieg zum Dorf Wolfgarten erfolgt über den Kermeter-Höhenzug mit seinen verschiedenen Baumarten. Der Wildnis-Trail führt uns in die Nähe des Heimbachs, entfernt sich dann aber auf dem Weg zum Kloster Mariawald wieder. Die Abtei Mariawald (www.kloster-mariawald.de) war das einzige Trappistenkloster in Deutschland. 1860 erwarben die Trappisten die Ruine und bauten das Kloster wieder auf. Während des Zweiten Weltkrieges wurden einige Trappisten verhaftet und das Kloster wurde für kurze Zeit aufgelöst. Nach dem Krieg ging das normale Leben im Kloster weiter. 2018 wurde es aufgrund fehlenden Mitgliedernachwuchses und in Fürsorge für die dort lebenden, sehr alten Mönche geschlossen. Die Versorgung vor Ort war nicht mehr zu gewährleisten. Trotzdem stehen Gästen heute noch verschiedene Einrichtungen wie einer Klostergaststätte, bekannt für ihre Erbsensuppe, ein Klosterladen sowie ein Buch- und Kunstladen zur Verfügung. Über den Parkplatz geht es zum Ehrenfriedhof und weiter auf dem Wildnis-Trail. Durch Eichenwälder und über Spitzkehren umrunden wir den Griesberg. Über einen Kamm geht es steil hinab in Richtung Heimbach. Wir überqueren den Herbstbach und kommen Heimbach immer näher. Unser Ziel, das Nationalpark-Tor in Heimbach, erreichen wir, nachdem wir die Ortsmitte, unterhalb der Burg Hengebach durchwandert haben. Vierte Etappe: Von Heimbach nach Zerkall Die vierte und letzte Etappe des Wildnis-Trails ist mit 17,7 Kilometern die kürzeste und führt uns überwiegend durch die Eichenwälder des Hetzinger Walds. Die 895 Höhenmeter sind nun fast schon eine Kleinigkeit. Vom Nationalpark-Tor Heimbach geht es in die Ruraue. Zunächst müssen wir über steile Pfade nach oben und hin zum Ort Schmid-Scheidbaum. Hier lassen wir die Äcker hinter uns liegen und folgen nur kurz dem Odenbachtal. Kurze Zeit später gelangen wir in den Hetzinger Wald und umrunden den Rossberg. Wir begleiten ein Rinnsal, das sich zu einem Bach entwickelt und dann in einen Weiher mündet. Auch hier finden wir wieder Biberspuren. Dem Schliebach folgen wir bergauf bis zur Mündung des Kaldenbachs. Hier haben wir noch einmal die Möglichkeit zu einer Rast, bevor es weiter bergauf in Richtung Schmid-Harscheidt geht. Hier biegt der Wildnis-Trail auf einen Feldweg ab, den wir auf Äckern und Wiesen durchwandern, bis wir durch einen Eichenwald und steil bergab in das Tal der Kall gelangen. Wir folgen dem Weg durch das Kalltal, am Waldrand entlang, bis zu den ersten Häusern von Zerkall. Der Wildnis-Trail endet hier am Nationalpark-Infopunkt. Wir haben eine sehr schöne Tour mit sehr abwechslungsreichen Landschaften und vielen verschiedenen Ausblicken erlebt. Zahlreiche Naturerlebnisse haben uns begeistert. Die vier Etappen lassen sich auch einzeln erwandern oder miteinander kombinieren. Dadurch haben Sie die Möglichkeit, Ihren Kurzurlaub individuell zu gestalten. Literatur / Karte: Der Wildnis-Trail im Nationalpark Eifel, Bachem-Verlag 3. aktualisierte und erweiterte Auflage November 2020 ISBN: 978-3-7510-1218-8 Preis: 14,95 € Nationalpark-Karte 1:25 000 Wanderkarte Nr. 50 des Eifelvereins Stand: 2015 mit Aktualisierungen 2020 ISBN: 978-3-944-620-312 Preis: 10,00 € Der Wildnis Trail ist ab EUR 199 pro Person im Doppelzimmer buchbar. Gegen Aufpreis sind weitere Zusatzoptionen buchbar, wie zum Beispiel Einzelzimmer, Gepäcktransport, Transfer, Waldführer / innen. Low-Budget-Unterkünfte stehen vereinzelt auch zur Verfügung. Man hat die Möglichkeit, ein Arrangement über die Monschauer Land Touristik zu buchen (www.monschauerland.de). Adressen der Start- und Endpunke Nationalpark-Tor Monschau-Höfen Hauptstraße 72-74 52156 Monschau-Höfen Nationalpark-Infopunkt Einruhr Franz-Becker-Straße 2 52152 Simmerath-Einruhr Nationalpark-Tor Gemünd Kurhausstraße 6 53937 Schleiden-Gemünd Nationalpark-Tor Heimbach An der Laag 4, 52396 Heimbach Nationalpark-Infopunkt Zerkall Auel 1, 52393 Hürtgenwald-Zerkall Weitere Informationen gibt es unter www.wildnis-trail.de Wir hatten unsere Unterkunft in Gemünd und wurden mit einem Shuttle zu den Startpunkten gebracht und von den Zielpunkten abgeholt. Des Weiteren hatten wir einen Waldführer dabei, der sehr viel zu erzählen hatte. Ist schon lohnenswert. |
Auf den Spuren der Wildkatze - Wildnis Trail Eifel Etappe 1 - Von Höfen nach Einruhr |
Auf den Spuren der Wildkatze - Wildnis Trail Eifel Etappe 2 - Von Einruhr nach Gemünd |
Auf den Spuren der Wildkatze - Wildnis Trail Eifel Etappe 3 - Von Gemünd nach Heimbach |
Auf den Spuren der Wildkatze - Wildnis Trail Eifel Etappe 4 - Von Heimbach nach Zerkall |